Die Blaue Karte EU: Der beste befristete Aufenthaltstitel

1. Was ist die Blaue Karte EU?

Die Blaue Karte EU ist ein besonders privilegierter Aufenthaltstitel für qualifizierte Drittstaatsangehörige, die in Deutschland arbeiten möchten. Sie wurde speziell für akademisch oder beruflich hochqualifizierte Fachkräfte entwickelt und eröffnet attraktive Möglichkeiten für ein langfristiges Leben und Arbeiten in Deutschland. Die rechtliche Grundlage bildet § 18g des Aufenthaltsgesetzes (AufenthG), ergänzt durch EU-rechtliche Regelungen (insbesondere durch die sogenannte „Hochqualifiziertenrichtlinie“).

Trotz ihres Namens gilt die Blaue Karte nicht automatisch in allen EU-Ländern. Vielmehr handelt es sich um einen national ausgestellten Titel, der nur im jeweiligen Ausstellungsstaat gültig ist. Wer also bereits eine Blaue Karte in einem anderen EU-Land besitzt, muss für die Beschäftigung in Deutschland grundsätzlich eine neue deutsche Blaue Karte beantragen. Eine Ausweitung auf andere Länder ist nur unter bestimmten Bedingungen möglich und rechtlich kleinteilig geregelt (siehe §§ 18h ff. AufenthG).

2. Vorteile der Blauen Karte EU

Besonders attraktiv ist die Blaue Karte EU wegen ihrer zahlreichen Vorteile. Inhaber dieses Aufenthaltstitels können bereits nach 21 Monaten eine unbefristete Niederlassungserlaubnis erhalten, wenn sie über Deutschkenntnisse auf B1-Niveau verfügen. Auch eine Einbürgerung ist möglich, ohne dass zuvor eine Niederlassungserlaubnis beantragt werden muss.

Zudem dürfen Ehepartner uneingeschränkt in Deutschland arbeiten und müssen dafür keine Deutschkenntnisse nachweisen. Auch der Arbeitsplatzwechsel ist für Inhaber einer Blauen Karte vereinfacht möglich: Seit der Reform von 2023 genügt bei einem Arbeitsplatzwechsel die Information an die Ausländerbehörde – eine vorherige Zustimmung der Ausländerbehörde zum Arbeitsplatzwechsel ist nicht mehr notwendig.

3. Voraussetzungen der Blauen Karte EU

Wer eine Blaue Karte beantragen möchte, muss einen gültigen Arbeitsvertrag mit einem deutschen Unternehmen vorlegen. Das Gehalt muss eine bestimmte Mindestgrenze überschreiten, die jährlich angepasst wird. Im Jahr 2025 liegt sie für die reguläre Erteilung bei 48.300 Euro brutto jährlich. Für IT-Fachkräfte, Berufsanfänger und Beschäftigte in sogenannten Mangelberufen reicht hingegen ein Jahresgehalt von 43.759,80 Euro aus.

In allen Fällen muss das Beschäftigungsverhältnis rechtmäßig sein und darf nicht gegen arbeits- oder aufenthaltsrechtliche Vorschriften verstoßen (insbesondere hinsichtlich der Arbeits- und Urlaubszeiten).

Bei akademischen Antragstellern ist zudem ein Hochschulabschluss erforderlich, der entweder in Deutschland erworben oder als gleichwertig anerkannt wurde. Für die Anerkennung kommt entweder ein Eintrag in der Anabin-Datenbank oder eine individuelle Zeugnisbewertung der Zentralstelle für ausländisches Bildungswesen (ZAB) infrage.

Zusätzlich muss ein inhaltlicher Zusammenhang zwischen dem Studienabschluss und der beruflichen Tätigkeit bestehen – der sogenannte Qualifikationszusammenhang. So muss etwa eine naturwissenschaftlich ausgebildete Person auch in einem verwandten Fachgebiet arbeiten. Diese Anforderung wird in der Praxis allerdings oft großzügig gehandhabt.

In bestimmten Berufen, wie etwa bei Ärzten, Ingenieuren oder Anwälten (sogenannte reglementierte Berufe), ist zudem eine gesonderte Berufsausübungserlaubnis notwendig. Diese richtet sich nach den jeweiligen Berufsordnungen. Weitere Voraussetzungen betreffen die Vorlage eines gültigen Reisepasses, einer deutschen Krankenversicherung und – bei Antragstellern über 45 Jahren – den Nachweis einer angemessenen Altersvorsorge.

4. Beantragung der Blauen Karte EU

Die Blaue Karte EU wird im Inland als Aufenthaltserlaubnis bei der zuständigen Ausländerbehörde beantragt. Wer sich noch im Ausland befindet, muss das Verfahren bei der deutschen Botschaft im Wohnsitzland durchlaufen. Welche Botschaft zuständig ist, richtet sich nach der Meldeadresse. Auf den Webseiten der deutschen Auslandsvertretungen finden sich oft spezielle Checklisten für die Beantragung der Blauen Karte.

In vielen Fällen ist auch eine Beschleunigung des Visumverfahrens für die Blaue Karte EU über das sogenannte Fachkräfteverfahren möglich. Besonders in Regionen mit hoher Antragslage, etwa in Süd- und Südostasien, kann das die Bearbeitungszeit deutlich reduzieren.

Nach der Einreise mit einem nationalen Visum muss die Blaue Karte bei der zuständigen Ausländerbehörde in eine Aufenthaltserlaubnis umgewandelt werden. Der Antrag kann in der Regel online gestellt werden, was das Verfahren erheblich vereinfacht. Für den Antrag müssen zahlreiche Unterlagen eingereicht werden, darunter Arbeitsvertrag, Hochschulzeugnisse, Anabin-Auszug oder Zeugnisbewertung, Mietvertrag, Meldebescheinigung sowie eine Krankenversicherungsbescheinigung.

5. Fazit zur Blauen Karte EU

Die Blaue Karte EU hat sich in Deutschland als wichtigster Aufenthaltstitel für hochqualifizierte Einwanderung etabliert. Sie bietet nicht nur ein hohes Maß an Rechtssicherheit und Planbarkeit, sondern auch konkrete Erleichterungen bei Einreise, Integration und Familiennachzug.

Mit der Reform von 2023 wurde der Zugang nochmals vereinfacht – insbesondere für IT-Spezialisten und junge Akademiker. Wer die formalen Voraussetzungen erfüllt, kann mit der Blauen Karte zügig und rechtssicher nach Deutschland einwandern und hier eine langfristige Perspektive aufbauen.


Über den Autor

Rechtsanwalt Mirko Vorreuter ist Rechtsanwalt und Fachanwalt für Migrationsrecht in Berlin. Er ist spezialisiert auf das Recht der Fachkräfteeinwanderung und das Arbeitsmigrationsrecht. In diesen Bereichen berät er Führungspersonen, Unternehmen und öffentliche Auftraggeber in den Bereichen Global Mobility, Relocation und international Recruitment (insbesondere zur Blauen Karte EU und zur ICT-Karte). Rechtsanwalt Vorreuter ist Teil der Rechtsanwaltskanzlei VISAGUARD.Berlin.


Alle Standorte der DeutschAkademie

Über die DeutschAkademie

Sprachschule mit 20 Jahren Erfahrung

Unsere erste Deutsch Sprachschule wurde 1999 in Wien gegründet. Seitdem haben wir acht weitere in ganz Deutschland eröffnet und bieten Menschen aus aller Welt interaktive, effektive Deutschkurse in kleinen Gruppen zu attraktiven Preisen.

Heute lernen über 15.000 zufriedene Teilnehmende jährlich Deutsch an unseren Sprachschulen in Wien, Berlin, München, Hamburg, Frankfurt, Stuttgart, Köln, Leipzig und Düsseldorf oder online.

Über uns
Mit dem Laden des Chatsystems stimmen Sie der Übermittlung Ihrer Daten an Text, Inc. zu. Mehr erfahren